Eine schlechte Tat wird mit einer gleich schlechten vergolten. Wenn aber einer verzeiht und zu einem Vergleich bereit ist, steht es Gott anheim, ihn zu belohnen. ... Wenn einer geduldig ist und vergibt, ist das eine gute Art, Entschlossenheit zu zeigen.
Islam, Sure 43:40ff

Vergeltet niemand Böses mit Bösen! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!
Christentum, Römerbrief 12:17-18

Häufige Fragen / FAQ

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Können Christen und Muslime miteinander beten?

Wenn Menschen im religiösen Glaubensaustausch stehen und die Achtung voreinander und das Vertrauen gewachsen sind, dann entsteht oft auch der Wunsch, gemeinsam im Gebet vor Gott zu treten, vor den einen Gott, der sich den Menschen gnädig zuwendet, der die Welt geschaffen hat und dem sich jedes menschliche Leben verdankt und in dessen Segen an Abraham alle Völker gesegnet sind.
Ein solcher Wunsch nach religiöser Gemeinsamkeit ist verständlich, doch sollten die theologischen Probleme, die durch die unterschiedlichen Gottesbilder und Traditionen gegeben sind, nicht einfach übergangen werden.

Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, sagte in seinem Bericht vor der Landessynode 2007: „Die Diskussion, ob und inwieweit nicht nur Christen und Juden, sondern beide gemeinsam mit den Muslimen ‚denselben’ Gott anbeten, ist meines Erachtens wenig hilfreich. Judentum, Christentum und Islam haben den Monotheismus als Grundlage ihres Glaubens. Deshalb kann es nicht um die Frage nach dem ‚selben’ oder nach verschiedenen Göttern gehen. Es geht vielmehr um die Frage, ob die Gottesvorstellungen und Gottesbilder der drei Religionen Gemeinschaft miteinander im Gottesdienst und beim Gebet ermöglichen oder verhindern.
Und es geht bei multireligiösen bzw. interreligiösen Feiern und Gedenkveranstaltungen um die Frage, wie viel Übereinstimmung wir darüber brauchen, was und wie Gott für uns ist, was Gott von den Menschen erwartet und für die Menschen tut, um Gemeinsames zu beten oder um gemeinsam zu beten.
So wichtig es ist, unterschiedliche Glaubensvorstellungen und theologische Erkenntnisse nicht zu verschweigen oder zu verwässern, so wichtig ist es um des Friedens in unserer Gesellschaft willen, beiden Religionen gemeinsame Ziele zu benennen und bei religiösen Feiern und Festen das Mögliche auch öffentlich erkennbar zu tun.
Das gilt insbesondere für Orte und Einrichtungen, in denen Menschen muslimischen und christlichen Glaubens eng zusammenleben und zusammen lernen und zusammen arbeiten. Das gilt für Kindergärten und Schulen, Betriebe und Stadtteile und ganz besonders für Gedenkfeiern anlässlich von Unglücken und Naturkatastrophen.
Für sinnvoll und möglich halte ich dabei geistliche Feiern, in denen Menschen verschiedenen Glaubens ihre gemeinsamen Anliegen in der ihrer jeweiligen Überzeugung angemessenen Form nacheinander Gott zu Gehör bringen.“

Die Katholische Kirche sagt in ihrer Arbeitshilfe „Christen und Muslime“: „Auch in unserer säkularisierten Gesellschaft fehlt es nicht an freudigen sowie leidvollen Ereignissen auf nationaler Ebene, die auch religiös begangen werden und somit das Beten von Christen, Muslimen und anderen religiösen Gruppen in Gegenwart von Angehörigen der jeweils anderen Religionen nahe legen.“
Das seit 1986 sich jährlich wiederholende und viele Menschen inspirierende Friedensgebet von Assisi wird als beispielhaft erwähnt, des weiteren wird von einer Vielfalt von Gebetsformen und –feiern gesprochen, bei denen vom „gemeinsamen Schweigen vor dem unaussprechlichen Gott, dem gemeinsames Hören ausgewählter Texte aus Bibel und Koran auch Psalmen, geistliche Literatur und frei formulierte Beiträge als Gebete des Lobes, des Dankes, der Reue und Bitte“ vorgetragen werden. “Wo sich solche Formen von Feiern unter Einbeziehung des Betens entwickeln, stellen sich sowohl von der christlichen wie von der muslimischen Glaubenstradition her ernst zu nehmende Fragen, die das Herz beider Religionen und ihres Verhältnisses zueinander betreffen.“

Die multireligiöse Begegnung mit Gebeten von beiden Seiten, die nacheinander gesprochen werden, sollten möglichst ökumenisch durchgeführt und gut vorbereitet sein und in einer vertrauensvollen Atmosphäre geschehen. Es gibt inzwischen eine gute Auswahl von entsprechender Literatur.

Literatur zu „multireligiösen Feiern“
Mit anderen feiern – Gemeinsam Gottes Nähe suchen. Eine Orientierungshilfe der Liturgischen Konferenz für christliche Gemeinden zur Gestaltung von religiösen Feiern mit Menschen, die keiner christlichen Kirche angehören, Gütersloher Verlagshaus 2006.
Materialheft „Multireligiöse Feiern zum Schulanfang. Hinweise und Vorschläge zur Gestaltung“, Ev. Kirch von Westfalen, Hg., 2004 (www.migration-religion.net/publikationen.html).
Orientierungshilfe „Christen und Muslime nebeneinander vor dem einen Gott. Zur Frage gemeinsamen Betens“, Evangelische Kirche im Rheinland, Hrg., 1998.
Elke Kuhn (Hrg.), „Gott in vielen Namen feiern – Interreligiöse Schulfeiern mit christlichen und islamischen Schülerinnen und Schülern, Gütersloher Verlagshaus 1998.
„Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Juden und Muslimen. Eine Handreichung Deutsche Bischofskonferenz, Hg., Bonn 2003.
Elke Kuhn, Hr. „Gott in vielen Namen feiern – Interreligiöse Schulfeiern mit christlichen und islamischen Schülerinnen und Schülern, Gütersloher Verlagshaus 1998.